Heutzutage hat so gut wie jedes Boot einen Kühlschrank an Bord. Es ist nicht wie vor 20 oder 30 Jahren, wo ein Kühlschrank noch ein echter Luxus war. Das Problem ist, dass der Kühlschrank an Bord einer Segelyacht meistens wesentlich kleiner als der, den wir von daheim gewöhnt sind. Trotzdem wollen wir lange Strecken segeln und unterwegs sein. Wie soll das gehen? Kleiner Kühlschrank und trotzdem gut essen an Bord. Das werde ich dir in diesem Artikel zeigen.
Im Grund ist die Lösung recht einfach. Es muss nicht alles im Kühlschrank gelagert werden. Viele Produkte können problemlos ungekühlt gelagert werden. Und was in den Kühlschrank gehört, was nicht und wie du den Überblick behälst, das zeige ich Dir in diesem Post.
Also, legen wir los. Zuerst:
Was muss im Kühlschrank gelagert werden?
- Fleisch (Tiefkühler, wenn vorhanden)
- Butter
- Käse
- Getränke, die gerade offen sind
- Milch, geöffnete Flasche
- Aufschnitt wie Salami oder Schinken, vor allem wenn die Packung geöffnet wurde
- Reste vom Vortag
- Joghurt sowie Milchprodukte im Allgemeinen
- Medikamente, wenn nötig
Woran man meist nicht denkt:
Meerrettich und Wasabi schmecken alsbald nur nach feuchter Pappe, wenn sie in der Hitze gelagert werden.
Auch geöffnete Dichtungsmaterialien (Sikaflex zum Beispiel) halten sich bis zu 6 Monate (manche bis zu einem Jahr) im Kühlschrank, so dass man sie noch gebrauchen kann. Wenn sie bei über 30 Grad im Schiff gelagert werden, sind sie schon nach zwei Wochen hinüber. Diese Tuben kann man meist ganz hinten im kleinen Kühlschrank parken.
Ich lebe jetzt seit fünf Jahren mit (m)einem kleinen Kühlschrank und es kommt immer wieder zurück zu der Frage:
Was ist dir das wichtigste, was in den Kühlschrank muss?
Für uns sind das die Getränke, die wir am Tag zu uns nehmen. Sobald das Thermometer schon morgens 30 Grad erreicht, brauchen wir gekühlte Getränke. Das Boot hat keine Klimaanlage, da trinken wir einiges und wenn das warm ist, das geht gar nicht.
Auch haben wir einige Medikamente, die gekühlt lagern. Die müssen auf jeden Fall in den Kühlschrank, egal wie klein er ist. Alles andere wird darum herum gebaut.
Also, nächste Frage:
Was kann problemlos RAUS aus dem Kühlschrank?
Mach den Kühlschrank auf und frage dich für jeden Artikel, muss der im Kühlschrank sein? Und wenn ja, kann man es in einer kleineren Verpackung aufbewahren?
Als erstes sollten Saucen und Marmeladen rausfliegen. Ketchup, Senf und Sojasauce schmecken genauso gut wie Raumtemperatur und halten sich auch bei höheren Temperaturen lange.
Die saubere Messer Regel
Bei Marmeladen gilt das besonders, aber auch sonst sollte man auf die saubere-Messer-Regel achten. Achte immer darauf, dass das Messer oder der Löffel den du benutzt sauber ist, wenn du es benutzt. Niemals mit der Butter am Messer in der Marmelade rumstochern. So verbreiten sich Bakterien super schnell und dann fängt es an zu schimmeln. Aber Achtung: Ablecken ist nicht sauber! Die Bakterien in unserem Mund sollen nicht an das Produkt. Nimm einfach ein frisches Zewa oder Taschentuch, wisch das Messer kurz ab und nutze es dann weiter.
Die meist gestellte Frage hier ist die nach der Mayonnaise. Ich lagere meine nicht im Kühlschrank und hatte bislang keine Probleme. Solltest Du aber einen empfindlichen Magen haben oder Kinder, die das mit der sauberen Messer Regel nicht so genau nehmen, dann ist es wohl besser, die Mayo im Kühlschrank zu lagern.
Für alle, die jetzt denken, ich habe nicht mehr alle Tassen im Schrank, dass ich die Mayonnaise nicht im Kühlschrank lagere, denen möchte ich folgendes zeigen:
Das steht auf der Verpackung der Mayonnaise drauf. “Keine Kühlung notwendig.” Habe ich gesehen in einem Restaurant, wo die Mayo auf den Tischen stand, so dass die Kunden sich keine Sorgen machen.
Hier hilft es natürlich, wenn es eine Tube ist, auf die man nur drücken muss und wo man gar nicht mit dem Messer oder dem Löffel drin rumstochert.
Ei ei ei…
Auch Eier müssen nicht in den Kühlschrank. Frage: Wenn du die Eier im Supermarkt kaufst, sind die dann in der Kühlung oder nicht? Sind sie nie. Falls du mir nicht glaubst, gucke beim nächsten Einkauf einfach nach. Damit die Eier aber jetzt nicht ungeschützt im Boot hin und her fliegen, gibt es hier besondere Tupper für Eier. Die ist Original Tupper und leider etwas teuer, aber dafür lichtundurchlässig, was ich recht wichtig finde. Es gibt auch die günstigere Variante hier.
Auf gar keinen Fall solltest Du die Eier waschen und sie dann lagern. Dadurch wird die natürliche Schutzschicht um das Ei zerstört. Bakterien und Keime haben ein leichtes Spiel. Solltest Du einmal stark verdreckte bekommen haben und sie säubern müssen, reibe sie danach mit einer dünnen Schicht Vaseline ein. Die ersetzt die natürliche Schutzschicht für eine Weile. Aber besser ist es, das Ei gar nicht erst zu waschen.
Prüfe die Eier auf Beschädigungen, bevor du sie benutzt. Kaputte Eier niemals verwenden. Dort kommen sofort Keime und Bakterien in das Ei.
Wenn Du sicher gehen willst, kannst du das Ei vor dem Nutzen in ein Glas Wasser geben. Bleibt es auf dem Boden, ist alles gut. Schwimmt es nach oben an die Wasseroberfläche haben sich zu viele Gase in dem Ei gebildet. Dann ist das Ei Futter für die Fische.
WICHTIG: Das ist kein Test auf Salmonellen, sondern nur auf Fäulnisgase!
Was aus der Kühlung kommt, muss wieder in die Kühlung
Kaffee braucht auch nicht im Kühlschrank gelagert werden. Genau genommen ist das sogar das schlimmste, was du dem Kaffeegeschmack antun kannst.
Milch kann problemlos in der Bilge oder im Schapps aufbewahrt werden. Natürlich nur die, die noch geschlossen ist. Die geöffnete Milchpackung muss unbedingt in den Kühlschrank. Das gilt nur für haltbar gemachte Milch. Sollest Du frische Milch kaufen, muss die auch kühl gelagert werden. Solltest Du dir einmal nicht sicher sein, gucke immer, wo im Supermarkt bzw. beim Verkäufer die Milch gelagert ist. Ist sie in der Kühlung, sollte sie wieder in die Kühlung. Ist sie ungekühlt gelagert, brauchst Du sie auch nicht in den Kühlschrank tun, bis die Packung angebrochen wird.
Das gleiche gilt für Saft. Wir mischen das Wasser gerne mit etwas Saft, das schmeckt nicht so “langweilig”. Hier die gleiche Regel. Kaufst Du es im Supermarkt aus der Kühlung, muss es in die Kühlung. Es gibt aber so viele leckere Angebote in Tetra Packs, die ungekühlt schier ewig haltbar sind, da musst du nicht lange suchen.
Super! Bis jetzt solltest Du schon einiges mehr an Platz in deinem kleinen Kühlschrank haben. Jetzt müssen wir nur noch eins:
Den vorhandenen Platz besser nutzen
Das bezieht sich vor allem auf die Verpackungen.
- Kleinere Packungen (eventuell in Tupper umfüllen)
- Nimm Packungen, die keine Luft enthalten (oder so wenig wie möglich)
- Wirf so viel Verpackung wie möglich weg. Oftmals ist das eigentliche Produkt in drei Verpackungen verpackt. Mindestens zwei davon kann man im Laden oder an Land lassen
- Manchmal kann man alternative Produkte nutzen, die nicht gekühlt werden müssen.
Ein paar Beispiele machen es vielleicht klarer.
Weißwein. Wir kaufen Weißwein oft in den Tetrapacks, denn wir trinken oft einfach mal ein Glas, so dass die ganze Flasche zu viel wäre. Der ganzen Tetrapack passt aber nicht in den kleinen Kühlschrank. So fülle ich einfach eine zwei Gläser Menge in eine kleine Flasche ab und die kommt in den Kühlschrank.
Als nächstes kann man oft entscheiden, ob man eine große Packung kauft oder vom gleichen Produkt einige kleine. Einige kleine Verpackungen haben den Vorteil, dass sie keine Reste produzieren, die wieder gekühlt werden müssen. Oftmals in einer großen Box, die in den Kühlschrank muss. Allerdings produziert man so leider auch wesentlich mehr Müll. Was für dich sinnvoller ist, muss Du entscheiden.
Es gibt inzwischen viel mehr Läden, die ihre Ware verpackungsfrei anbieten oder zumindest plastikfrei. Wer seine eigene Verpackung mitbringen kann, der kann direkt die richtige Menge für sich selbst einkaufen und muss nicht mit der Verpackung kämpfen. Besonders Märkte empfehlen sich hier.
Eine andere Idee ist, ein oder zwei Essen in der Woche aus Dosenfleisch oder -fisch oder -gemüse zu zu bereiten. Mit den richtigen Zubereitungstipps werden die Gerichte auch lecker und verkommen nicht zu einer formlosen Masse. Viele Anregungen für leckere Gerichte, ohne viele Zutaten aus dem Kühlschrank findest Du in meinem Buch “die Bordküche“. Dort habe ich nicht nur die besten Rezepte für dich zusammen getragen, die du in einer kleinen Küche und mit einem kleinen Kühlschrank zaubern kannst, sondern gebe auch noch genaue Anleitungen Essen lange haltbar zu machen. Einkochen, trocknen und vakuumieren sind nur einige Beispiele. Schau es dir gleich an. Entweder als praktisches e-Book oder als Printausgabe.
Fleisch richtig einlagern
Fleisch muss in die Tiefkühltruhe, soll es länger als ein paar Tage haltbar sein. Der Platz in der Gefriertruhe ist absolut heilig. Verschwende sie nicht mit Knochen. Kaufe entweder Fleisch ohne Knochen oder entferne die Knochen selbst an Bord.
Wirf die Styroporverpackung weg. Oftmals kann man Fleisch nur in den unflexiblen Verpackungen kaufen. Packe das Fleisch vor dem Einfrieren um in einen Zipperbeutel oder wiederverwendbare Silikonbeutel. Wer eine Vakuumiermaschine hat, der kann sie hier zum Einsatz bringen.
Ein letzter Tipp am Rande. Wer über einen größeren Tiefkühler verfügt: Mische das Fleisch im Tiefkühler. Packe nicht alles Hackfleisch in eine Ecke und Hühnchen in die andere. Oder schlimmer, alles Hack nach unten und alles Hühnchen oben drauf. Wenn du einmal alles ordentlich verstaut hast und bei Wellengang etwas herausholen willst, was ganz hinten oder ganz unten ist… Nun, Spaß ist anders. Und du wirst es nie wieder so ordentlich gestaut bekommen, wie vorher.
So, das waren meine Tipps und Anregungen, wie Du mit einem kleinen Kühlschrank an Bord deines Schiffes trotzdem genug Platz hast und immer gut essen kannst.
Habe ich noch etwas vergessen? Lass es mich in den Kommentaren wissen.
heinz
Sehr gute Liste, empfehlenswert!
Zum Thema Salami: Die wurde ja vorher schon monatelang zum Trocknen ungekühlt aufbewahrt, daher muss sie jetzt auch nicht in den Kühlschrank. Als Aufschnitt gekauft kann sie aber schon zu schimmeln anfangen, daher würde ich empfehlen, sie am Stück zu kaufen und bei Bedarf Scheiben abschneiden. Etwas Folie über das offene Ende, dann kommen auch weniger Keime ran.